Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis- Das Pareto-Prinzip und seine Anwendung in der Lieferkette
- Was ist das Pareto-Prinzip?
- Beispiele für das Pareto-Prinzip
- Vorteile des Paretoprinzips
- Fokus auf das Wesentliche: das Beispiel Distrivet
- Anwendung des Pareto-Prinzips im Bestandsmanagement
- Häufige Fehler bei der ABC-Analyse
- Fazit: Konzentrieren Sie Ihre Bemühungen auf das Wesentliche
- FAQs zum Pareto-Prinzip
Arbeiten Sie smart, nicht hart. Dieser in der heutigen Unternehmenswelt weit verbreitete Satz, der betont, wie wichtig es ist, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich Ergebnisse bringt, fasst die Essenz des Pareto-Prinzips treffend zusammen.
Das Pareto-Prinzip besagt, dass 80 % der Ergebnisse auf nur 20 % der Ursachen zurückzuführen sind. Um diese Idee zu untermauern, führte Vilfredo Federico Damaso Pareto verschiedene empirische Studien durch. Die bekannteste davon war seine Beobachtung, dass etwa 80 % des italienischen Bodens (und damit der landwirtschaftlichen Erträge) im Besitz von nur 20 % der Bevölkerung waren. Ein ähnliches Muster stellte er in seinem eigenen Garten fest, wo 20% der Pflanzen für 80% der Früchte verantwortlich waren. Dieser Gedanke – dass 20% der Handlungen oder Ursachen 80% der Ergebnisse bewirken – ist der Grund, warum das Paretoprinzip auch als bezeichnet 80-20-Regel wird.
Übertragen auf das Supply-Chain- und die Bestandsmanagement bedeutet dieses Prinzip, dass acht von zehn Euro Umsatz aus nur 20 % des Produktsortiments stammen. Aber darauf gehen wir später in diesem Artikel noch genauer ein.
Was ist das Pareto-Prinzip?
Wie wir bereits erwähnt haben, ist das Paretoprinzip eine statistische Idee, die erklärt, wie Ergebnisse oft ungleich verteilt sind – typischerweise in einem 80-20-Verhältnis – wobei eine kleine Anzahl von Ursachen für den Großteil der Wirkungen verantwortlich ist. Dieses Konzept wurde von dem italienischen Wirtschaftswissenschaftler Vilfredo Pareto im späten 19. Jahrhundert eingeführt.
Es handelt sich dabei nicht um eine strenge mathematische Regel, sondern eher um eine hilfreiche Richtlinie zum Erkennen von Mustern von Ungleichgewichten. Das genaue Verhältnis ist nicht immer 80-20 – es könnte auch 70-30 oder sogar 90-10 sein – aber der Kerngedanke ist derselbe: Ein kleiner Teil des Inputs bestimmt den Großteil des Outputs.
Durch Anwendung des Pareto-Prinzips können Unternehmen und Einzelpersonen ihre Ressourcen effektiver nutzen, die richtigen Prioritäten setzen und sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt.
Beispiele für das Pareto-Prinzip
Das Pareto-Prinzip kommt in vielen verschiedenen Bereichen zum Tragen. Hier sind einige gängige Beispiele:
1. Unternehmensführung
Oft sorgen 20% der internen Prozesse für 80% der operativen Ergebnisse. Eine kleine Anzahl strategischer Initiativen führt zum Großteil der Verbesserungen in einem Unternehmen. Ebenso ist oft ein kleiner Prozentsatz der Mitarbeiter für den Großteil der Produktivität verantwortlich. Deshalb ist es so wichtig, Top-Talente zu erkennen und zu fördern.
2. Marketing
Auch Marketingstrategien folgen diesem Muster. In der Regel erzeugen 20% der Kampagnen etwa 80% der Gesamtwirkung. Das Gleiche gilt für die Website: Eine Handvoll Keywörter bringt die meisten Besucher auf eine Website.
3. Lieferkette
Beim Bestandsmanagement stellen Unternehmen oft fest, dass eine kleine Anzahl von Produkten den Großteil des Gesamtwerts des Lagerbestands ausmacht. Aus Grund diesem ist es sinnvoll, sich auf diese Schlüsselartikel zu konzentrieren. Wir werden uns dies später genauer ansehen und erläutern, wie die ABC-Methode Unternehmen dabei helfen kann, ihr Produktsortiment effektiver zu verwalten.
Ähnlich verhält es sich bei der Beschaffung: 80 % der gesamten Bestellungen werden bei 20 % der Lieferanten getätigt, sodass sich hier eine enge Partnerschaft lohnt.
4. Alltag
Das Paretoprinzip kann auch auf unser tägliches Leben angewendet werden. Etwa 20 % der täglichen Aufgaben bringen 80 % der Ergebnisse. Und 20 % des beruflichen Netzwerks sorgen meist für 80 % der Karrierechancen. Es lohnt sich also, diese Kontakte aktiv zu pflegen und zu stärken.
Die Beispiele verdeutlichen, wie das Pareto-Prinzip dabei helfen kann, sich auf die wichtigsten Bereiche zu fokussieren, Ressourcen zu optimieren und maximale Ergebnisse zu erzielen.
Vorteile des Paretoprinzips
Ressourcenoptimierung
Einer der wichtigsten Vorteile ist die Optimierung der Ressourcen. Durch die Anwendung des Paretoprinzips können Organisationen die Bereiche ermitteln, die die größte Wirkung haben, und darauf gezielter den Fokus legen. Dadurch wird vermieden, dass Zeit für unproduktive Aktivitäten verschwendet wird, und die Gesamtleistung wird verbessert.
Bessere Entscheidungen
Indem sie sich auf Daten stützen, können Unternehmen fundierte strategische Entscheidungen treffen und sich besser auf dem Markt positionieren. Dieser Ansatz trägt dazu bei, Prozesse zu straffen, Engpässe zu beseitigen, Ressourcen an den richtigen Stellen einzusetzen und letztendlich die operative Effizienz zu steigern.
Höhere Rentabilität
Wenn Unternehmen sich auf die 20 % der profitabelsten Produkte oder Kunden konzentrieren, können sie ihre Gewinnmargen deutlich steigern. Gleichzeitig lassen sich Kosten senken, wenn sie ihre Ressourcen nicht mehr für Aktivitäten oder Produkte mit geringer Wirkung investieren, sondern dieses Budget stattdessen in effektivere Initiativen umlenken.
Zufriedene Kunden
Die Anwendung des Pareto-Prinzips kann auch die Kundenzufriedenheit erheblich verbessern. Wer sich auf die Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse konzentriert, die den größten Mehrwert für Kunden bieten, stärkt die Beziehungen zu ihnen. Das führt zu höherer Loyalität und einem positiven Markenimage.
Fokus auf das Wesentliche: das Beispiel Distrivet
Distrivet, ein führendes Großhandelsunternehmen für veterinärmedizinische Produkte in Spanien und Portugal, konnte durch Anwendung des Pareto-Prinzips und eine Sortimentsoptimierung deutliche Verbesserungen erzielen. Mit Hilfe der Software Slim4 wurde das Bestandsmanagement optimiert – mit Fokus auf die wichtigsten Produkte.
Dank dieser Strategie konnte Distrivet ein Servicelevel von 99% erreichen, was einer Steigerung von 16,5 Prozentpunkten seit der Software-Einführung entspricht, und gleichzeitig seinen Lagerbestand um 17% reduzieren. Das bedeutet, dass 5 Millionen Euro weniger auf Lager liegen. Darüber hinaus ist die Lagerreichweite um 40 % gesunken, ein klarer Beleg dafür, wie Effizienzsteigerung durch Fokussierung auf das Wesentliche funktioniert.
Anwendung des Pareto-Prinzips im Bestandsmanagement
Eine häufige Herausforderung beim Bestandsmanagement ist die Entscheidung, auf welche Produkte man den Fokus legen sollte. Oft wird zu viel in Artikel investiert, die keine nennenswerte Wertschöpfung bringen, während die wirklich wichtigen Produkte nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten. Hier kommt die ABC-Analyse ins Spiel, eine Methode zur Priorisierung von Artikeln.
Differenziertes Bestandsmanagement
Einer der deutlichsten Vorteile der ABC-Analyse ist, dass sie ein differenziertes Bestandsmanagement ermöglicht. Für A-Produkte gelten viel strengere Bestandsrichtlinien. Dazu können tägliche oder wöchentliche Bestandsüberprüfungen gehören, zusammen mit kurzen Bestellzyklen, um sicherzustellen, dass die Produktverfügbarkeit gegeben ist.
Bestandsoptimierung und Kostensenkung
Die ABC-Analyse hilft bei der Optimierung der Lagerbestände, insbesondere bei den C-Produkten, die oft einen großen Teil der Lagerkosten ausmachen, ohne einen großen Mehrwert zu schaffen. Indem diese Produkte auf einem minimalen Niveau oder (wenn möglich) nicht-lagergeführt gehalten werden, können wir Lagerfläche freimachen und das im Lager gebundene Kapital reduzieren.
Absatzplanung
Mit der ABC-Analyse lässt sich die Prognosegenauigkeit erhöhen, vor allem bei wichtigen A-Produkten. Wenn wir z. B. wissen, dass A-Produkte für das Geschäft entscheidend sind, können wir sicherstellen, dass unsere Bedarfsplanungsprozesse für diese Artikel genau abgestimmt sind. Im Gegensatz dazu können C-Produkte weniger intensiv verwaltet werden, was Kosten und Komplexität reduziert.
Häufige Fehler bei der ABC-Analyse
Viele Unternehmen verwenden die ABC-Analyse, aber das bedeutet nicht immer, dass sie die gelieferten Informationen, optimal nutzen oder sie richtig anwenden. Hier sind einige der häufigsten Fehler, die bei der Durchführung der ABC-Analyse gemacht werden können:
Unzureichende Kontrolle der Bedarfsprognose
Ein häufiger Fehler besteht darin, sich ausschließlich auf historische Daten zu konzentrieren, ohne zukünftige Bedarfsprognosen in der ABC-Klassifikation zu berücksichtigen. Was passiert zum Beispiel mit trendigen Produkten? Wenn wir uns nur auf Vergangenheitsdaten verlassen, besteht die Gefahr, dass wir Artikel, die sich im Aufschwung befinden, oder solche, die rückläufig sind, falsch klassifizieren. Und was ist mit saisonalen Artikeln? Wenn wir uns der Hochsaison eines saisonalen Produkts nähern und nur Daten aus der Vergangenheit heranziehen, werden unsere Klassifizierung und die nachfolgenden Entscheidungen nicht mit der aktuellen Situation des Produkts übereinstimmen.
Nur ein einziges Kriterium zur Analyse
Es ist wichtig, verschiedene Kriterien miteinander zu vergleichen, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse viel genauer und wertvoller für das Unternehmen sind.
Keine regelmäßige Aktualisierung der ABC-Analyse
In vielen Fällen wird die ABC-Analyse zu einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt und dann wochen- oder sogar monatelang unverändert gelassen. Es ist genauso wichtig, die richtigen Regeln für die Klassifizierung festzulegen, wie die Prozesse für die regelmäßige Aktualisierung der Analyse zu etablieren. Häufigkeit der Aktualisierungen hängt von jedem Unternehmen ab, aber es ist wichtig, diesen optimalen Aktualisierungszyklus zu definieren.
Fazit: Konzentrieren Sie Ihre Bemühungen auf das Wesentliche
Wenn Sie unseren Blog regelmäßig lesen, wissen Sie, wie wichtig es ist, dass sich Supply Chain Experten auf das Wesentliche konzentrieren, statt Brände zu löschen. Wir empfehlen ein Management by Exception.
Gerade im Sortimentsmanagement hilft das Pareto-Prinzip dabei, sich auf die Artikel zu fokussieren, die den größten Einfluss auf Umsatz, Rentabilität oder Lagerumschlag haben. Mit dieser Herangehensweise lassen sich Ressourcen gezielt einsetzen, Lagerbestände optimieren und Strategien wirkungsvoll umsetzen.
Mit dem Pareto-Prinzip werden Prozesse vereinfacht und der Fokus darauf gelegt, was dem Unternehmen wirklich Mehrwert bringt.
FAQs zum Pareto-Prinzip
Ist das Pareto-Prinzip in allen Branchen anwendbar?
Ja, das Pareto-Prinzip ist in fast allen Bereichen anwendbar, das genaue Verhältnis (80-20) kann aber je nach Kontext variieren. Im Bestandsmanagement könnte es zum Beispiel 70-30 oder 90-10 lauten. Die Stärke des Pareto-Prinzips liegt in der Identifizierung von Schlüsselbereichen, in denen ein kleiner Teil der Elemente die größte Wirkung erzielt.
Ist das Pareto-Prinzip eine strikte Regel?
Nein, das Pareto-Prinzip ist keine strikte Regel, sondern eher ein statistisches Konzept. Das genaue Verhältnis kann variieren, und seine Wirksamkeit hängt von der Analyse spezifischer Daten in einem bestimmten Kontext ab. Der Kerngedanke jedoch bleibt derselbe: eine kleine Anzahl von Faktoren erzeugt die Mehrheit der Ergebnisse.
Welchen das Nutzen hat das Pareto-Prinzip für die Entscheidungsfindung?
Das Pareto-Prinzip hilft, fundiertere Entscheidungen zu treffen, indem es die Bereiche mit den größten Auswirkungen ermittelt. Es ermöglicht Organisationen, Prioritäten zu setzen, Ressourcen zu optimieren und sich auf Aktivitäten zu konzentrieren, die einen Mehrwert schaffen, die Kosten senken und die betriebliche Effizienz verbessern.








