7. WIE LASSEN SICH LAGERKOSTEN SENKEN? – LÖSUNGSANSÄTZE UM LAGERKOSTEN EFFEKTIV ZU SENKEN
Durch Ware, die sich im Lager befindet, macht ein Unternehmen keinen Gewinn. Indem der Einkaufspreis bezahlt wurde, steht das verwendete Kapital keinem weiteren Posten zur Verfügung. Das oberste Ziel sollte deshalb sein, Warengüter mit möglichst geringem finanziellem Aufwand aufzubewahren. Um dies zu erreichen, muss die Wirtschaftlichkeit eines jeden Lagers regelmäßig kontrolliert werden. Durch diesen Prozess können Lagerkosten analysiert und wenn nötig, optimiert werden. Bereits durch eine bessere Lagerkontrolle und Lagerpflege lassen sich somit Kosten senken. Grundsätzlich lohnt es sich immer, seine Lagerkosten zu überprüfen. Wenn das Geschäft gut läuft, vernachlässigen einige Unternehmen diese Aufgabe und kontrollieren ihre Lagerkosten nicht mehr konsequent. Dabei findet sich hier oftmals ein enormes Einsparpotenzial, das anderweitig investiert werden kann. Im Folgenden werden einige Möglichkeiten vorgestellt, um Lagerkosten sinnvoll einzusparen:
7.1 Management und Prozesse optimieren
Um Lagerkosten effektiv zu senken, müssen verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden. Grundvoraussetzung ist, den Status Quo detailliert zu kennen. Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation umfasst eine mengenmäßige und finanzielle Bewertung des Bestands. Wichtige Kennzahlen wie der Lagerkostensatz und die Lagerintensität ermöglichen eine objektive Bewertung der Lagerkosten.
Um Lagerprozesse und -management zu optimieren, sollte das Zulieferungssystem dem Bedarf angepasst werden. Denn eine bedarfsgerechte Lieferung senkt die Lagerkosten. Dazu sind eine effiziente Absatzplanung und Absatzprognosen unabdingbar. Ein mitunter schwieriger aber lohnender Punkt ist die genaue Orientierung am Produktlebenszyklus, die Überbestände vermeiden kann.
Parallel sollte, wenn möglich, eine Just-in-time-Produktion etabliert werden. Wichtig ist bei der Umsetzung der Optimierungsprozesse, die Kosten für Organisation, Bestellung und Auflagen zu berücksichtigen.
7.2 Optimierungen im Einkauf
Eine Optimierung der Strukturen im Einkauf trägt ebenfalls dazu bei, Lagerkosten zu reduzieren bzw. nicht entstehen zu lassen. Rahmenverträge mit Lieferanten sorgen für niedrigere Einkaufspreise und haben eine bestandssenkende Wirkung. Denn in den Verträgen lassen sich in der Regel verbesserte Konditionen aushandeln, da auch für den Lieferanten Vorteile entstehen. Dieser erhält in Form der vorab definierten Abnahmemenge Planungssicherheit und kann seine Produktionsabläufe besser planen.
Puffer-Abruflager auf Lieferantenseite haben gleichermaßen eine positive Wirkung, die auf der Hand liegt. Das Unternehmen spart sich die Lagerkosten und ordert die Ware je nach Bedarf beim Lieferanten. Der Bestand im eigenen Lager bleibt niedrig. Noch ein Pluspunkt: Die Wiederbeschaffungszeiten lassen sich auf die Transportzeit reduzieren.
Beim Dropshipping lassen sich Lagerkosten ganz vermeiden. Das Unternehmen erwirbt Ware vom Lieferanten und verkauft sie an Kunden weiter, ohne physischen Kontakt mit selbiger zu haben. Die Lieferung erfolgt direkt vom Lieferanten an den Verbraucher – hierin liegt der einzige Unterschied zur klassischen Lieferung über die Lagerkapazitäten des Unternehmens.
7.3 Organisation und effiziente Platznutzung
Die meisten Kostenoptimierungspotenziale bietet die Lagerhaltung. Indem der sogenannte Raumnutzungsgrad eines Lagersystems maximiert wird, lassen sich nachweislich Kosten senken. Dabei wird das insgesamt zur Verfügung stehende Lagereinrichtungsvolumen effizient genutzt, indem es maximal ausgeschöpft wird. Dies ermöglicht eine Senkung der Investitions- und Betriebskosten. Wer bei der Lagerplanung alles richtig macht, muss im späteren Verlauf deutlich weniger Optimierungen vornehmen und kann dauerhaft von niedrigen Lagerkosten profitieren. Deshalb sollte bereits bei der Lagerplanung auf Effizienz und Produktivität geachtet werden.
Lagerkosten senken können eine rentable Beladungsplanung bzw. Stauraumnutzung, automatisierte Lagersysteme sowie eine ergiebige Kommissionierung. Hier muss entschieden werden, welche Lagertypen sinnvoll sind und wie diese eingerichtet werden, damit die vorgesehenen Prozesse so effizient wie möglich ablaufen. Auch sollte man sich mit der Frage beschäftigen, wo welche Ware gelagert wird, um eine schnellere Kommissionierung zu gewährleisten.
Zu guter Letzt muss auch die Art der Organisation bedacht werden. Mit der richtigen Organisation von Abläufen und der Nutzung optimal abgestimmter Regalbediengeräte kann jeder Ein- und Auslagerungsvorgang verkürzt werden. Die Auswahl einer geeigneten Lagersoftware kann oftmals helfen, die Prozesse und den Materialfluss effizienter zu steuern. All diese Entscheidungen wirken sich auf die Lagerkosten aus und entscheiden, wie hoch bzw. niedrig diese ausfallen.
7.4 Bestände optimieren und Bestellgewohnheiten überdenken
Viele Unternehmen arbeiten nach der Devise: Je voller das Lager, desto höher die Warenverfügbarkeit und damit auch die Lieferbereitschaft. In den meisten Fällen wird diese hohe Lieferbereitschaft aber von enormen Lagerhaltungskosten begleitet, sodass sich diese Art des Denkens nicht rentiert. Mit einem vollen Lager kann zwar jederzeit geliefert werden, oftmals ist das Lager aber voll mit Waren, die nicht verkauft werden. Solche Vorräte binden Kapital, da die gelagerte Ware bereits bezahlt ist.
Generell gilt jeder Artikel, der im Lager auf Reserve vorhanden ist, als gebundenes Kapital, das Kosten verursacht. Das Überdenken und Prüfen von Bestellgewohnheiten einzelner Güter kann deshalb Kosten einsparen. Durch bedarfsgerechte Zulieferungen und sogenannter Just-in-Time Produktion werden Lagerkosten gesenkt, da sich keine Überbestände bilden können. Unerlässlich hierfür sind eine systematische Absatzplanung sowie zuverlässige Absatzprognosen.
7.5 Kapitalbindungskosten minimieren
Kosten für das ins Unternehmen investierte Kapital, welches nicht unmittelbar Profit bringend eingesetzt werden kann, bezeichnet man als Kapitalbindungskosten. Innerhalb des Lagersystems sind die Kosten für das in Lagerbeständen gebundene Kapital von großer Wichtigkeit. Erfahrungsgemäß nehmen Kapitalbindungskosten den größten Anteil der Lagerkosten ein. Deshalb ergibt sich hier auch die größte Möglichkeit einer Kostensenkung.
Wie hoch Kapitalbindungskosten ausfallen, ist davon abhängig, wie lang der Gesamtprozess ist, um welche Einkaufsmenge es sich handelt und wie hoch der Kapitalbindungszinssatz ist. Maximiert werden Kapitalbindungskosten, indem zu viel Ware auf Vorrat beschafft wird und Kunden zu lange Zahlungsfristen eingeräumt werden. Eine Verkürzung dieser, kombiniert mit einem optimalen Bestandmanagement, führt zu einer Senkung der Kapitalbindungskosten und somit der Lagerkosten. Insbesondere bei Materialien und Waren mit hohem Bestandswert ist es lohnenswert, viel Arbeit in die Bestandsoptimierung zu stecken. Denn hier haben schon geringfügig höhere Lagerbestände zur Folge, dass sich Kapitalbindungskosten erhöhen.
7.6 Erhöhung des Lagerumschlags
Auch durch eine möglichst hohe Umschlagshäufigkeit des kompletten Lagersystems lassen sich Kosten senken. Das Ziel ist ein Lagersystem, dass innerhalb einer gegebenen Zeitspanne möglichst viele Lagereinheiten ein- bzw. auslagern kann. Das hat zur Folge, dass die Beladungszeiten für Transportfahrzeuge verkürzt werden und weniger Platz für ein- und auszulagernde Güter benötigt wird, was auf Dauer Kosten senkt. Aufgrund von Just-in-Time Konzepten haben sich in vielen Industriezweigen die Lieferzyklen verkürzt. Gleichzeitig hat die gestiegene Variantenvielfalt eine größere Uneinheitlichkeit der in der Logistik zu handhabenden Objekte bewirkt. Parallel fordern Kunden immer kürzere Lieferzeiten. All diese Veränderungen haben die Anforderungen an Umschlagsleistung von Lagersystemen erhöht.
7.7 Lagerrisiko minimieren und versteckte Lagerkosten vermeiden
Sonstige Kosten, hervorgerufen durch Verderb oder Schwund, lassen sich durch ein Lagerverwaltungssystem verhindern, welches bei der Überwachung der Lagerware hilft. Durch die Festlegung einer maximalen Lagerdauer kann der Obsoleszenz von Waren vorgebeugt werden. Auch sollten die Lagerbedingungen an die jeweilige Ware angepasst werden, sodass eventuelle Schäden durch Rost, Schimmel etc. gänzlich vermieden werden und es nicht zu Zusatzaufwendungen kommt. Müssen Waren entsorgt werden, sind diese Kosten als Verluste abzuschreiben. Auch Diebstahl fällt unter Schwund. Wird entsprechend vorgesorgt, entstehen keine sonstigen Lagerkosten.
7.8 Einsparungen durch Versicherungsvergleich
Ein Überprüfen der Versicherungsverträge kann ebenfalls Einsparungen mit sich bringen. Prämiensätze werden auf zwei Arten berechnet: Pauschal mit einem Durchschnittswert aller Materialarten oder anhand des Lagerwerts und der Lagerdauer. Werden diese beiden Faktoren reduziert, verringern sich die Prämien automatisch. Erhöhte Sicherheit bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Neben Sicherheit für Mensch und Lagerware wird ein sehr guter Brandschutz in der Prämientarifierung für Industriebetriebe oftmals mit starkem Nachlass anerkannt. Ein Vergleichen kann sich lohnen und entsprechend für geringere Lagerkosten sorgen.
7.9 Rahmenverträge mir Lieferanten vereinbaren
Eine weitere Möglichkeit um Lagerkosten zu senken besteht darin, zu prüfen, ob bessere Konditionen beim Lieferanten eingeholt werden können. Vor allem durch Rahmenverträge lassen sich Kostenvorteile erzielen, da diese den Einkaufspreis senken. Auch werden kürzere Wiederbeschaffungszeiten möglich, da der Lieferant vorausschauender planen kann.
7.10 Auslagerung und Einrichtung eines Puffer-Abruflagers
Das Auslagern der Ware ist ebenfalls eine Alternative zum Reduzieren von Lagerkosten. So können Zwischenprodukte beim Händler auf Abruf gehalten oder Endprodukte der Vertriebsfirma überlassen werden. Häufig sind die dafür anfallenden Kosten preiswerter. In einigen Fällen kann die Einrichtung eines Puffer-Abruflagers, das vom Lieferanten geführt wird, sinnvoll sein. Das bringt entscheidende Vorteile mit sich: Die Wiederbeschaffungszeiten sinken maximal und bestehen lediglich aus Handling- und Transportzeit. Man selber profitiert von weniger Waren im Lager und genießt somit alle Vorteile eines niedrigen Bestands.
7.11 Untervermietung oder Lager-Sharing
Nicht zuletzt sind Lagerkosten durch Untervermietung des eigenen Lagers oder Lager-Sharing reduzierbar.