Wer seine Supply Chain optimieren möchte, sollte sich zuallererst mit den aktuellen Anforderungen des Marktes an Kosten, Beständen, Durchlaufzeiten und Qualität seiner Wertschöpfungskette vertraut machen. Diese bilden die Basis der Supply Chain-Optimierungs-Strategie. Innerhalb der Optimierungsvorgänge darf eine Linie nie überschritten werden: Es sollte keine Veränderung zu Ungunsten der Kundenzufriedenheit vorgenommen werden. Wenn ein Unternehmen seine Kunden verliert, weil durch Kostenersparungen an Qualität und Service gespart wurde, helfen keine Optimierungsmaßnahmen mehr. Welche Ansatzpunkte innerhalb der Supply Chain dennoch Möglichkeiten zur Optimierung bieten, wird im Folgenden beschrieben:
6.1 Informationsaustausch innerhalb des Supply Chain-Netzwerks
Das Aufteilen der verschiedenen Aufgaben innerhalb der Wertschöpfungskette sorgt für eine schnellere und billigere Herstellung. Dabei machen sich Firmen jedoch untereinander abhängig, weshalb eine intensive Zusammenarbeit von Nöten ist. Die Kooperation zwischen allen Partnern ist deshalb zentrale Voraussetzung eines effektiven Logistiknetzwerkes. Dies kann jedoch nicht ohne ein gemeinsames Grundverständnis über die Beziehungen und Abhängigkeiten im Netzwerk funktionieren. Innerhalb der Zusammenarbeit in logistischen Netzwerken bieten Art und Grad der Partnerschaft sowie die gemeinsame Netzwerkstrategie Optimierungsmöglichkeiten.
Im Bereich Koordination lassen sich unternehmensübergreifende Prozesse und Methoden optimieren. Innerhalb der Zusammensetzung von logistischen Netzwerken bietet die Modellierung von bestehenden Geschäftsbeziehungen zwischen den einzelnen Partnern im Netzwerk Optimierungsmöglichkeiten. Supply Chain Optimierung beruht letztendlich auf Lieferzuverlässigkeit durch eine flexible Bestandssteuerung und darauf, dass Aufgaben und komplexe Produktionsprozesse innerhalb der Supply Chain präzise abgestimmt werden. Eine Integration und intensive Zusammenarbeit der Geschäftspartner entlang der gesamten Supply Chain ist somit die Grundlage für Effizienz. Deshalb ermöglicht vor allem die Kooperation und intensive Zusammenarbeit innerhalb des gesamten Netzwerks Optimierungspotenziale.
6.2 Material- und Logistikprozesse
Weitere Optimierungspotenziale innerhalb der Supply Chain befinden sich in der Auslegung der Logistikstruktur. Durch Prozessoptimierung kann die Supply Chain wettbewerbsfähiger gemacht werden. In der Auswahl der Standorte und ihrer Funktionen wie Produktion, Lager, Versand, Transport, Fertigungsmanagement sowie Auftragsmanagement ergibt sich ein enormes Optimierungspotenzial.
Zum Beispiel lässt sich über Konsignationslager, die kurze Wege zwischen Lieferant und Kunden gewährleisten, eine optimale Warenlageraufteilung erreichen. Ebenfalls zu begutachten ist die Durchlaufzeit pro Bestellung bis zum Endkunden. Es gilt herauszufinden, wo Zeit vergeht, ohne dass Transport oder Wertschöpfung stattfindet. Hier bietet sich die Unterscheidung zwischen Flaschenhals- (Bottleneck) und Nicht-Flaschenhalsprozessen an. Erstere sind kritisch und sollten verkürzt werden. Aber auch Losgrößen und Sicherheitsbestände müssen oftmals korrigiert werden. Auf Basis dieser Änderungen wird eine bedarfsgerechte Produktionsplanung möglich, die an den Anforderungen der Kunden orientiert ist, während gleichzeitig das Umlaufvermögen reduziert wird und Transportkosten minimiert werden. Supply Chain übergreifende IT-Lösungen und integrative Logistikkonzepte können hier weiterhelfen.
6.3 Fehl-, Blind-, Stütz- und Nutzprozesse
Zur differenzierten Optimierung bietet es sich an, die einzelnen Prozesse innerhalb der Logistikstruktur zu unterteilen in Fehl-, Blind-, Stütz- und Nutzprozesse. Nutzprozesse werden benötigt für die Erstellung des Produkts. Beispiele für Nutzprozesse sind die Tätigkeiten Einkaufen, Entwickeln, Bearbeiten und Verpacken. Diese Prozesse sind wichtig und unabdingbar für die gesamte Logistikstruktur. Trotzdem können sie optimiert werden durch effizientere Produktionsverfahren.
Stützprozesse sind Tätigkeiten wie Prüfen, Rüsten, Lagern und Transportieren. Sie unterstützen Nutzprozesse. Der externe Kunde kann diese Prozesse jedoch nicht wahrnehmen und ist deshalb auch nicht bereit, diese zu entlohnen. Aus diesem Grund sollten sie möglichst reduziert werden.
Blindprozesse sind ungeplant und entstehen durch schlechte Nutz- und Prüfprozesse. Beispielhafte Tätigkeiten sind Rückfragen stellen, Puffern oder Material suchen. Diese Prozesse benötigen Ressourcen, leisten aber keinen Kundennutzen und sollten deshalb komplett entfernt werden.
Fehlprozesse entstehen ebenfalls durch schlechte Nutz- und Prüfprozesse. Hierunter fallen Tätigkeiten wie fehlerhaftes Kommissionieren und Prüfen, Ausschussproduktion oder Beschädigen der Ware. Da auch sie den Kundennutzen reduzieren und lediglich dazu führen, dass Mengen- und Terminvereinbarungen nicht eingehalten werden können, sollten auch sie eliminiert werden.
6.4 Direkteinkauf überprüfen
Auch das Überprüfen von Zwischenhändlern im Einkauf kann Kostenersparungen mit sich bringen. Es empfiehlt sich zu prüfen, für welche Artikel und Warengruppen auf Zwischenhändler verzichtet werden kann. Generell ist zu untersuchen, ob der Nutzen des Zwischenhändlers die Kosten des Zwischenhändlers übertrifft oder nicht. So profitiert man von einem Zwischenhändler durch den direkten Kontakt zu den Lieferanten, Mengenbündelung, der Übernahme administrativer Aufgaben und dessen Wissen über logistische Prozesse. Trotzdem kann ein Zwischenhändler dennoch Verlust bedeuten, im Vergleich zum Direktbezug. Wer sich entscheidet einen Zwischenhändler zu überspringen, sollte auf einen ausreichend hohen Bedarf achten sowie die gewisse Expertise.
6.5 Vorverhandeln von Materialien und Dienstleistungen
Durch effizientes und geschicktes Vorverhandeln von Materialien und Dienstleistungen können die eigenen Einkaufskonditionen optimiert werden. Es kann sich also lohnen, sich nicht nur auf die direkten Lieferanten zu konzentrieren, sondern auch die Vorlieferanten mehr einzubeziehen. Anforderungen bezüglich der Spezifikation eines Produktes können so einfach übermittelt werden, was wiederum die Supply Chain optimiert.
6.6 Make or Buy?
Eine optimale Supply Chain zeichnet sich dadurch aus, dass die jeweiligen Schritte des Wertschöpfungsprozesses an den Stationen stattfinden, die die meiste Kompetenz für diesen Schritt aufweisen. Kontrolliert werden muss daher, ob womöglich ein anderer Akteur innerhalb der Supply Chain besser geeignet ist, jeweilige Schritte auszuführen. Auch kontrolliert werden sollte, ob im Einkauf Artikel beschaffen werden, die nicht vielleicht mit internen Kompetenzen kostengünstiger hergestellt werden könnten.
6.7 Kennzahlen
Eine optimale Supply Chain zeichnet sich dadurch aus, dass die jeweiligen Schritte des Wertschöpfungsprozesses an den Stationen stattfinden, die die meiste Kompetenz für diesen Schritt aufweisen. Kontrolliert werden muss daher, ob womöglich ein anderer Akteur innerhalb der Supply Chain besser geeignet ist, jeweilige Schritte auszuführen. Auch kontrolliert werden sollte, ob im Einkauf Artikel beschaffen werden, die nicht vielleicht mit internen Kompetenzen kostengünstiger hergestellt werden könnten.
6.8 Standards innerhalb der Supply Chain etablieren
Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Das gilt auch für die Supply Chain. Fehler und Unstimmigkeiten, die an einzelnen Stationen des Produktions- und Distributionsprozess entstehen, können sich auf die gesamte Supply Chain auswirken. Vor allem IT- und Qualitätsstandards können dies verhindern.