Die ABC-Analyse ist ein wichtiges Mittel zur Rationalisierung. Sie findet in vielen Unternehmensbereichen Verwendung, immer wenn es darum geht, eine Klassifizierung Relationen zwischen Menge und Wert zu ermitteln. So bietet sie beispielsweise die Möglichkeit, Artikel und Materialien in Form eines Wert-Umsatz-Verhältnisses zu klassifizieren:
In der Regel kommt einer kleinen Gruppe an Artikeln ein sehr hoher Anteil am Gesamtumsatz zu. Wie Untersuchungen in vielen Branchen zeigen, wird der größte Teil des Umsatzes mit einer vergleichsweise kleinen Anzahl an Artikeln erwirtschaftet. Parallel gibt es Artikel, die einen geringen Umsatzanteil haben, aber einen großen Teil der Menge ausmachen. Die ABC-Analyse teilt die Artikel entlang dieses Gefälles ein:
A-Artikel sind Artikel oder Materialarten mit hohem Anteil am Umsatz (60 – 80%) und niedrigem Anteil an der Gesamtmenge (10 – 20%). Diese Artikel haben die höchste Priorität bei der Materialdisposition, besonders bei der Ermittlung der Bedarfsmengen.
B-Artikel zeichnen sich bezüglich Umsatz und Menge durch einen mittleren Anteil aus. Der Anteil am Gesamtwert beträgt 10 – 30% und der Mengenanteil ca. 20 – 30%. Der Aufwand für Dispositionsaktivitäten ist kleiner als bei A-Artikeln und höher als bei C-Artikeln.
C-Artikel haben einen niedrigen Anteil am Gesamtumsatz (unter 10%) und einen hohen Anteil an der Gesamtmenge, in Höhe von 60 – 70%. Aufgrund des geringen Umsatzes wird der Dispositionsaufwand für diese Güter bewusst gering gehalten.
Die ABC-Analyse kann in vier Schritte unterteilt werden:
- Erfassen von Menge und Umsatz je Artikel und Ermittlung des Gesamtumsatzes (absolut und relativ).
- Vergabe von Rangziffern entsprechend der Umsatzanteile der Artikel.
- Klassenbildung der Artikel nach dem Gesamtumsatz.
- Grafische Darstellung in Form eines Diagramms oder einer Summenkurve.
Sinn der ABC-Analyse ist es, wichtige und unwichtige Artikel zu unterscheiden. Die Aktivitäten können auf die Bereiche mit wirtschaftlich hoher Relevanz gelegt werden. Gleichzeitig kann der Aufwand für weniger wichtiges gesenkt werden. Die Effizienz von Management-Maßnahmen kann gesteigert, indem Ressourcen gezielter eingesetzt werden.
Den Artikeln mit großem Anteil am Umsatz ist in der Regel deutlich mehr Aufmerksamkeit bei der Lagerhaltung zu schenken als Artikeln, deren Umsatzanteil gering ist. Das heißt also, dass man für A-Artikel eine tiefgreifende Bedarfsanalyse erarbeiten sollte. Langfristige Lieferverträge, Bestellmengenoptimierung, eine genaue Analyse der Kostenstrukturen, eine genaue Berechnung des Sicherheitsbestandes sind entsprechende Komponenten.
B-Artikel können mit etwas weniger Aufwand gepflegt werden; hier ist in Abhängigkeit von der jeweiligen Bedeutung der Artikel für das Unternehmen zu entscheiden.
Bei C-Artikeln kann auf eine Bedarfsstrukturanalyse verzichtet werden. Die Bestellmenge kann gröber abgeschätzt werden als bei A-Artikeln und auch die Sicherheitsbestände können großzügiger bemessen werden.
Die ABC-Analyse lässt sich graphisch in Form einer Lorenzkurve darstellen, welche die Umsatzkonzentration eines Produktprogramms verdeutlicht. Vergleicht man hier mehrere Branchen, erkennt man, dass die Kurve deutlich umso weniger gekrümmt verläuft, je näher das Unternehmen innerhalb der Absatzkette am Kunden liegt.
Auf Basis der ABC-Analyse können Folgeanalysen wie die XYZ-Analyse durchgeführt werden. Mit dieser wird die Bedeutung der Materialien anhand ihrer Verbrauchsstruktur ermittelt. Für jeden Artikel wird dazu eine Verbrauchsschwankungskennzahl bestimmt. Dem Verbrauch entsprechend wird der Artikel einer der drei Klassen X, Y, Z zugewiesen.
X-Artikel haben einen konstant hohen Verbrauch und nur gelegentliche Schwankungen. Die Vorhersagegenauigkeit ist hoch.
Y-Artikel haben mäßige Verbrauchschwankungen und meist einen trendförmigen oder saisonalen Verbrauchsverlauf, bei mittlerer Vorhersagegenauigkeit.
Z-Artikel haben einen unregelmäßigen Verbrauch und die Vorhersagegenauigkeit ist niedrig.
Der Bedarfsverlauf und die Vorhersagegenauigkeit werden mittels eines Schwankungskoeffizienten berechnet. Wenn dieser größer wird, sinkt die Vorhersagegenauigkeit. Deshalb werden vorher Grenzen definiert, welche die Zuordnung eines Artikels zu einer Klasse festlegen. Beispielsweise könnte der Schwankungskoeffizient für X-Artikel bei < 0,1 liegen, der Koeffizient für Y-Artikel bei 0,25 und jener für Z-Artikel bei > 0,25.
Die XYZ-Analyse liefert in erster Linie Erkenntnisse für die Beschaffung. X-Artikel eignen sich für bedarfssynchrone Beschaffung, Y-Artikel sollten auf Vorrat besorgt werden und bei Z-Artikeln ist die Beschaffung im Bedarfsfall angebracht.