5. FORTLAUFENDE ABSATZPLANUNG UND CONTROLLING
Absatzplanung muss als ein kontinuierlich laufender Prozess verstanden werden, welcher für den Erfolg eines Unternehmens von zentraler Bedeutung ist. Strategische Analysen und Definitionen, die Konkretisierung der Strategie durch die Anwendung von Instrumenten und methodische Erfolgskontrolle gehen ineinander über und bilden ein komplexes Aufgabenfeld. Als Teil der Gesamtfinanzplanung korreliert die Absatzplanung mit den anderen Planbereichen wie Produktionsplanung, Beschaffungsplanung und Kostenplanung. Die Harmonisierung der Teilpläne unter Berücksichtigung der Unternehmensziele ist Aufgabe des Controllings. Im Bereich der Absatzplanung werden neben dem allgemeinen Controlling weitere Träger eingesetzt. Das können beispielsweise sein:
- der Ressortleiter Absatzplanung
- die Stabsstelle Absatzplanung
- spezielle Planungsgruppen
Die Zentralisierung oder Dezentralisierung von Planungsaufgaben und -entscheidungen kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Planungsentscheidungen sollten dort getroffen werden, wo zum einen der Informationsstand am höchsten ist und zum anderen dort, wo die Verantwortlichkeit für die Umsetzung der Pläne liegt. Je mehr diese Einflussgrößen in derselben Person oder Personengruppe gebündelt sind, desto höher ist der Zentralisierungsgrad.
Der allgemeine Trend geht dahin, dass die strategische Planung stärker zentralisiert ist und die operative Planung stärker dezentralisiert ist. In der strategischen Planung sind langfristige Informationen durch spezielle Informationsaktivitäten und Aufbereitungsmethoden sowie die Verantwortung für die Absatzplanung besser zu handhaben, wenn sie zentralisiert sind. Denn der Planungshorizont ist deutlich größer und es müssen wenig konkrete, sondern viele allgemeine und komplexe Faktoren berücksichtigt werden. Eine dezentrale Planung wäre demgemäß viel schwieriger zu koordinieren. Auch im Hinblick auf die geforderten Kompetenzen ergäben sich Schwierigkeiten bei der Verteilung und Rechtfertigung der Planungsaufgaben. Die Detailinformationen, die für die operative Absatzplanung von Bedeutung sind, sind eher dezentral auffindbar. Auch die Verantwortung ist dezentral geregelt.
5.1 Einflussfaktoren der Absatzplanung auf die Produktion und das Lieferantenmanagement
Die Planung des Produktionsprogramms ist von hoher Bedeutung für Unternehmen, da diese nur mit marktgerechten Produkten dauerhaft bestehen können. Damit ist implizit auf die enge Verbindung von Absatz- und Produktionsprogramm hingewiesen: Die Herstellung von Produkten ist nur dann sinnvoll, wenn diese auch abgesetzt werden können. Das Produktionsprogramm ist am Absatzprogramm ausgerichtet, sodass die Programmplanung eine wesentliche Schnittstelle zwischen Produktion und Absatz darstellt. Das Ziel der Produktionsprogrammplanung ist daher, einen langfristigen Produktionsplan zu erstellen, der Absetzbarkeit und Realisierbarkeit aufeinander abstimmt. Das bedeutet auch, dass das Produktionsprogramm nur in enger Abstimmung von Produktion und Vertrieb entstehen kann.
Die Informationsbasis für die Erstellung des Absatzplans wird aus Absatzstatistiken und -trends abgeleitet. Dabei werden aggregierte Vergangenheitswerte in die Zukunft prognostiziert. Alternativ oder zusätzlich geben die Gewinn- und Umsatzplanung die Werte für die Absatzplanung vor. Daneben werden bereits vorhandene Kundenaufträge berücksichtigt. Werden keine Vergangenheitswerte zur Prognose verwendet, wird die Absatzmenge auf die einzelnen Produktgruppen aufgeteilt, entsprechend der Umsatzzielvorgabe. Unternehmen, die Teile, Baugruppen oder Erzeugnisse kundenanonym vorproduzieren, müssen die entsprechenden Bedarfe auf der Basis von Absatzprognosen bestimmen. Dabei handelt es sich um ein statistisches Prognoseverfahren (auf Basis von Vergangenheitsdaten). Die Wahl des geeigneten Verfahrens richtet sich nach dem spezifischen Verlauf des Absatzes. Der so aufgestellte Absatzplan muss im Rahmen der Primärbedarfs- und Ressourcengrobplanung mit der Produktion abgestimmt werden.
5.1.1 Primärbedarfsplanung
Primärbedarfsplanung: Der Bruttoprimärbedarf wird durch die Absatzplanung, bereits vorliegenden Kundenaufträgen und weiteren internen Bedarfen festgelegt. Er wird durch den Abgleich mit den Lagerbeständen als Nettoprimärbedarf ausgewiesen. Dabei müssen kundenauftragsbezogene Produkte konstruktiv spezifiziert sein. Das heißt, sie müssen – wenn noch nicht geschehen – nach der Auftragsklärung noch einer Produktgruppe bzw. einem Produkt vorläufig zugeordnet werden, um in der Primärbedarfsplanung berücksichtigt werden zu können. Dies ist besonders wichtig bei Kundenaufträgen, wo die Erzeugnisse nicht unmittelbar in die Produktionsbedarfsplanung eingehen, sondern längerfristigen Planungsperioden zugeordnet sind. Der durch diesen Planungsschritt entstehende vorläufige Produktionsprogrammvorschlag wird mit den verfügbaren Ressourcen verglichen.
5.1.2 Ressourcengrobplanung
Ressourcengrobplanung: Anschließend wird geprüft, ob die Ressourcen vorhanden sind, um die Nettoprimärbedarfe des vorläufigen Produktionsprogrammvorschlags zu realisieren. Mit Ressourcen sind hier Personal, Material und Betriebs- sowie Hilfsmittel gemeint. Diese werden mit Art, Menge und Termin oder Periode des jeweiligen Produktionsbedarfs abgeglichen. Auf diese Weise entsteht das langfristige Produktionsprogramm. Erfolgt die Berechnung mit repräsentativen oder aggregierten Daten, müssen die Bedarfe aus dem vorläufigen Produktionsprogrammvorschlag den Ersatzdaten zugeordnet werden (etwa den Erzeugnisprofilen). Bei Standarderzeugnissen werden die normalen Stücklisten und Arbeitsplandaten verwendet.
Kurze Lieferzeiten und ein hoher Servicegrad sind häufig nur mittels enger Lieferantenintegration wirtschaftlich umsetzbar. Die Leistungsfähigkeit der Lieferanten und die Beziehung zwischen Unternehmen und Lieferant sind maßgebliche Faktoren für den strategischen und operativen Erfolg des Unternehmens auf den Absatzmärkten. Die Unternehmens- und Wettbewerbsstrategien müssen dementsprechend mit den unterschiedlichen Lieferantenstrategien koordiniert werden.
Den Bedarf des Unternehmens dergestalt mit dessen Absatzplanungen in Einklang zu bringen, ist Aufgabe des Lieferantenmanagements. Das Unternehmen nimmt an dieser Stelle die Position eines Nachfragers ein, während die Lieferanten mit ihren Produkten und Dienstleistungen die Anbieterrolle einnehmen. Auf dem Beschaffungsmarkt tritt das Unternehmen mit anderen Nachfragern in einen entsprechenden Wettbewerb. Oft ist es hier der Fall, dass das Unternehmen auf andere Konkurrenten und völlig andere Wettbewerbskonstellationen trifft, als auf den Absatzmärkten. Beispielsweise sind auf den Beschaffungsmärkten nicht nur andere Unternehmen aktiv, die die gleichen Produkte verkaufen, sondern auch solche aus anderen Branchen, die aber die gleichen Materialien benötigen.
Bedingt durch Lean Production, sinkende Lagerbestände und steigende Materialkosten wird das Lieferantenmanagement immer wichtiger für den Unternehmenserfolg. Aufgrund dieser Faktoren und wegen der komplexen Wettbewerbssituationen geht es dem Lieferantenmanagement primär darum, verlässliche, partnerschaftliche Beziehungen zu den Lieferanten aufzubauen, um eine langfristige, strategische Zusammenarbeit zu erreichen.
Im Lieferantenmanagement kommt es darauf an, geeignete und innovative Lieferanten als Geschäftspartner zu gewinnen. Parallel muss deren Leistung fortlaufend kontrolliert und verbessert werden. Die Steigerung der Qualität und die Kostensenkung im Rahmen des Kooperationsnetzwerks sind die dabei die maßgeblichen Parameter. Um die Prozesszeiten zu optimieren, müssen die Abläufe zwischen Lieferant und Unternehmen so weit wie möglich synchronisiert werden. Das Lieferantenmanagement durchläuft dazu die Teilaufgaben der obigen Abbildung:
- Lieferantenstrategie: Segmentierung von Lieferanten und Definition von strategischen Lieferanten
- Lieferantenauswahl: Unter Verwendung klar definierter Kriterien hinsichtlich Qualität, Kosten, Lieferung und Entwicklung
- Lieferantenbewertung: systematische und periodische Bewertung anhand harter und weicher Kriterien
- Lieferantenentwicklung: Ergreifung von Maßnahmen zur Entwicklung der Lieferanten
- Lieferantenintegration: Einbindung der Lieferanten in die betreffenden Unternehmensprozesse
- Lieferantencontrolling: Fortschritte werden durch das Lieferantencontrolling evaluiert und dokumentiert.