Um Sicherheitsbestände kalkulieren zu können, muss man wissen, welcher Servicelevel angestrebt wird: Bis zu welchem Maß möchten Sie die Schwankungen der Nachfrage abdecken? Vielleicht zu 96 Prozent? Oder sogar zu 98 Prozent? Es ist zu bedenken, dass ein hoher Servicelevel zu hohen Sicherheitsbeständen führt. Aus der Perspektive der Verkaufsabteilung wäre ein Servicelevel von 99,9 Prozent erstrebenswert. Doch könnte niemand das Geld aufwenden, um dieses Ziel für die gesamte Produktpalette zu realisieren. Hier liegt die Lösung in der Segmentierung. Bei einigen Artikeln ist ein hoher Sicherheitsbestand genau das, was das Unternehmen benötigt. Bei anderen Artikeln ist ein geringer oder gar kein Sicherheitsbestand die richtige Entscheidung.
Schaut man sich an, warum oft zu hohe Sicherheitsbestände gehalten werden, wird deutlich, dass nicht nur der Servicelevel wichtig ist. Besonders großen Einfluss auf den Sicherheitsbestand haben die Schwankungen, die durch die Abweichungen der historischen Nachfrage gemessen werden können. Bei teuren Produkten haben die Sicherheitsbestände naturgemäß einen hohen Wert, wohingegen man sich bei günstigen Artikeln hohe Sicherheitsbestände leisten kann, da sie fast schon kostenlos sind. Lange Lieferzeiten und somit längere Reaktionszeiten führen ebenfalls zu hohen Sicherheitsbeständen.
Zusammenfassend sind also zwei Aspekte zu berücksichtigen:
- Wie wichtig ist ein hoher Servicelevel?
- Was ist der Preis für ein einen hohen Sicherheitsbestand?
Herangehensweise
Um das in der Praxis anzuwenden, hat es sich bewährt, Klassen zu bilden. Am ehesten ist die Wichtigkeit des hohen Servicelevels in der ABC-Analyse abgebildet. A-Artikel sollten solche Produkte sein, die nie in Lieferschwierigkeiten kommen. Es gilt immer zu entscheiden, welche Kennzahlen in der ABC-Analyse genutzt werden sollen. Es gibt zwei wesentliche Herangehensweisen dafür: Eine ist es, die Margen oder den Profit eines Artikels zu betrachten. Oft wird stattdessen der Umsatz herangezogen, da dieser Wert leichter zu beschaffen ist. Die andere Herangehensweise ist, nicht auf das Geld zu achten, sondern auf die Kundenzufriedenheit. Hier werden oft die Auftragspositionen oder Transaktionen betrachtet. Um mit den Kosten für Sicherheitsbestände umgehen zu können, ist es praktisch, die Slim4-Verbrauchsklassen zu nutzen. Ein anderer Weg ist die XYZ-Klassifizierung über die Standardabweichungen der Bedarfe oder die Anzahl der Transaktionen. Haben Sie einmal die Klassifizierungen gebildet, können Sie eine Matrix aufsetzen, in der Sie den Artikeln verschiedenen Servicelevels zuordnen…